Erneut fördert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gemeinsam mit der Else Kröner-Fresenius-Stiftung eine Partnerschaft zwischen dem Klinikum Nürnberg und dem Hospital in Bassar im nördlichen Togo über einen Zeitraum von zwei Jahren (01.02.2019 – 31.01.2021). Hauptziel ist dieses Mal die Etablierung einer funktionstüchtigen Aufbereitungs- und Sterilisationsanlage am dortigen Krankenhaus. Vom 23.03. bis zum 08.04.2019 unternahmen wir als vierköpfiges Team des Klinikums eine vorbereitende Reise nach Bassar. Beteiligt waren Schwester Rali Guemedji (Vorsitzende von Fi Bassar e.V.), Oberarzt Andreas Achterberg (Internist, Leiter der Notaufnahme), Dr. Hermann Wilkening (ehemals Chirurg am Klinikum Nürnberg, dann Chefarzt der Klinik Neustadt/Aisch) und Dr. Franz Köhler (Anästhesist, Projektleiter). Unterstützt wird diese Klinikpartnerschaft vom Institut für Nachhaltigkeit in Nürnberg, welches erneut die wissenschaftliche Begleitung übernommen hat.
Bereits am 14.01.2019 war unser Container mit medizinischen Hilfsgütern im Hafen von Lomé angekommen, aber bürokratische und organisatorische Hürden hatten bislang seinen Weitertransport verhindert. So verbrachten wir zunächst einige Tage in der Hauptstadt an der tropischen, westafrikanischen Küste, um bei Ministerien und Gesundheitsbehörden sowie bei der deutschen Botschaft die Freigabe und den Weitertransport des Containers zu erwirken, aber auch um Netzwerkarbeit und notwendige Besuche zu erledigen.
Schließlich machten wir uns auf den Weg in den Norden, zusammen mit Yasmine, die als OTA in Leverkusen arbeitet und derzeit ein FSJ in Lomé ableistet. Sie konnte uns allen auf Grund ihrer togolesischen Herkunft zusammen mit Schwester Rali wertvolle Dolmetscherdienste leisten und zusätzlich auch noch als Assistentin bei unseren Operationen mithelfen. Gleich am Abend unserer Ankunft in Bassar trafen wir die Kollegen unseres Partnerhospitals, um unsere gemeinsamen Ziele und Wünsche für die kommenden acht Tage zu diskutieren und aufeinander abzustimmen.
So schafften wir es in freundschaftlicher Atmosphäre, viele Patienten zu untersuchen, zu beraten, zu behandeln und zu operieren, insbesondere auch Frauen und Kinder, die sonst kaum Hoffnung auf medizinische Versorgung hatten. Zu gleicher Zeit konnten wir mit zahlreichen Schulungen und Power-Point-Vorträgen in den verschiedenen Abteilungen des Hospitals unser Wissen austauschen. Ein Schwerpunkt lag dabei wieder in den Ultraschallkursen, die OA Achterberg auch schon im vergangenen Jahr durchgeführt hatte. Insbesondere die Geburtshilfe-Abteilung profitierte von diversen Fortbildungen mit Sonographie, Neugeborenen-Reanimation, Geburtsvorbereitung für Schwangere, Geräteeinweisung usw.
Andere Themen waren Vertiefung der Hygienemaßnahmen, Arbeitsorganisation im Bereich der Anästhesie und Chirurgie und Vorschläge zur Verbesserung der Apothekenführung im Hospital. Bei gemeinsamen Begehungen mit den jeweiligen Abteilungsleitern, dem Direktor und dem technischen Leiter wurden zahlreiche Projekte besprochen, wie z.B. bauliche Veränderungen, die neu installierte Verbrennungsanlage, die Wasserversorgung, bevorstehende Renovierungsarbeiten, erforderliche Umbaumaßnahmen und Vorbereitungen für die geplante Sterilisationsanlage, zukünftige Felder der Zusammenarbeit und vieles mehr.
Obwohl der Container erst einige Tage nach (!) unserer Abreise aus Bassar dort eintraf, konnten wir dennoch unsere geplanten Arbeiten weitgehend erledigen. Dem Fleiß und dem Geschick von Dr. Wilkening ist es zu verdanken, dass über 60 Patienten kostenlos und komplikationsfrei operiert werden konnten. Die nötigen Anästhetika und das erforderliche Nahtmaterial hatten wir zum Glück in unseren Koffern dabei. Sehr hilfreich war auch das Vorhandensein von fließendem Wasser, das nun im Operationsbereich wie auch in allen anderen Gebäuden verfügbar ist. Die Brunnenbohrung fand erst im vergangenen Herbst auf Initiative unserer vorangegangenen Klinikpartnerschaftsreise statt und wurde durch Spenden an den Verein Fi Bassar finanziert.
Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass wir kostenlose Hilfe anbieten und so warteten viele Menschen geduldig darauf, von uns behandelt und operiert zu werden.
Ein Höhepunkt unserer Bassar-Reise war der Besuch des deutschen Botschafters, Herr Sander, in unserer Unterkunft und im Hospital. Es wurde eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem togolesischen Fernsehen und den Zeitungen abgehalten. Dabei wurde ein Kooperationsvertrag zwischen der Region Kara, dem Hospital von Bassar, dem Klinikum Nürnberg und dem Verein Fi Bassar unterzeichnet, der in Zukunft die Zusammenarbeit erleichtern und die bürokratischen Hürden minimieren soll. Sowohl die Zeitungen in Togo als auch die öffentlichen Sender berichteten in den Folgetagen darüber.
Im Übrigen sicherte der deutsche Botschafter im Rahmen der Pressekonferenz umfangreiche finanzielle Hilfe bei der Errichtung eines Besucherhauses mit sanitären Anlagen im Hospital zu, denn die Pflege und Versorgung wird zum großen Teil von den Angehörigen der Kranken übernommen.
Aber auch jenseits der Klinik konnten wir verschiedene Projekte von Fi Bassar e.V. begleiten und voranbringen und besuchten die Schule, das katholische Waisenhaus, ein Ausbildungszentrum für Handwerksberufe, ein Recyclingprojekt für Plastiktüten und einen Schneiderbetrieb.
Darüber hinaus konnten wir grundlegende Beziehungen zu anderen deutschen Organisationen (z.B. GIZ und KfW in Togo) knüpfen, mit denen wir zukünftig in Arbeitsteilung verschiedene Aufgaben- und Arbeitsbereiche im Hospital abdecken möchten. Auch mit der Organisation ONG FI Bassar Togo konnten enge Absprachen getroffen werden, um in Zukunft die Projekte optimaler vorzubereiten.
Die Vielzahl unserer Maßnahmen und die Effektivität unserer Klinikpartnerschaft mit dem Hospital in Bassar waren auch der breiten Unterstützung vieler Menschen zu verdanken: Den Mitgliedern des Vereins Fi Bassar e.V., dem Institut für Nachhaltigkeit (Dr. Dina Barbian), dem Verein Apotheker helfen e.V. (Dr. Andreas Wiegand), den engagierten Mitarbeitern in verschiedenen Abteilungen des Klinikums (z.B. Apotheke, Materialbeschaffung, Liegenschaften, Medizintechniker, Rechtsabteilung, Werkstatt u.a.), aber auch verschiedenen Privatpersonen und Firmen.