Einsatz in Bassar/Togo im November 2022
Im Rahmen des aktuellen Mutter-Kind-Projekts konnten wir als sechsköpfiges Team des Klinikums Nürnberg wieder wertvolle Unterstützung in unserer Partnerklinik in Bassar leisten. Teilnehmer der Reise vom 4. bis 23. November 2022 waren Rali Guemedji (Krankenschwester), Dr. Marcus Kern (Chirurg), Dr. Franz Köhler (Anästhesist), Dr. Bernd Langenstein (Internist), Ulrike Müller (Kinderkrankenschwester) und Dr. Hermann Wilkening (Chirurg). Sie wurden begleitet von Farida Dermane (Krankenschwester mit togolesischen Wurzeln, aus Leverkusen).
Klinikteam mit dem Präfekten von Bassar vor dessen Amtssitz
Die bisherigen Aktivitäten unserer Partnerschaft wurden fortgeführt, wie beispielsweise Schulungen in der Sonographie, Hygiene, Notfallmedizin, und Kinderheilkunde. Viele kostenlose Operationen konnten wir vornehmen, und die Hilfslieferungen, welche wir in den vergangenen Monaten hingeschickt hatten, wurden auf die verschiedenen Abteilungen verteilt. Sehr erfreulich waren die sichtbaren Fortschritte, die das Hospital – auch dank unserer Kooperation – in den vergangenen Monaten und Jahren in verschiedenen Bereichen gemacht hatte. Beispielsweise in der Hygiene, der baulichen Infrastruktur und der Apotheke gab es erkennbare Verbesserungen. Im Zusammenhang mit unserem Bauvorhaben, einer neuen Kinderklinik auf dem Gelände des Hospitals, konnten wir zahlreiche Gespräche und Verhandlungen mit Politikern, Medizinern, Bauunternehmern, Behörden und einflussreichen Personen führen.
Dem Partnerkrankenhaus konnten wir ein neues, modernes Ultraschallgerät zur Verfügung stellen, das in allen Bereichen des Hospitals gut verwendet werden kann, auch in der Geburtshilfe und der Kinderheilkunde. Chefarzt Dr. Kangni-Zovoin freute sich außerdem auch über ein Dermatom, das nun für Hauttransplantationen eingesetzt werden wird. Nicht selten kommt es hierzulande zu großflächigen Hautdefekten durch Verbrennungen und Wundinfekte, so dass dieses Instrument häufig gebraucht wird und die Eingriffe wesentlich erleichtert und verbessert.
Dr. Wilkening und Dr. Langenstein bei der Übergabe des neuen Ultraschallgerätes und und des Dermatoms
Dr. Marcus Kern und Dr. Hermann Wilkening konnten, gemeinsam mit ihren togolesischen Kollegen, 85 Eingriffe innerhalb von acht Tagen durchführen.
Viele Patienten warteten leider vergeblich auf ihre Chance, diesmal operiert zu werden. Sowohl die zeitlichen als auch die materiellen Ressourcen waren am Ende erschöpft. Der Präfekt und das ganze OP-Team erklärten den Wartenden die Situation und vertrösteten sie auf die geplanten, zukünftigen Gelegenheiten.
Dr. Bernd Langenstein bei EKG- und Sonographie-Schulungen
Die Fortbildung in den verschiedenen Fachbereichen nahm wieder breiten Raum ein. Insbesondere in der Kinderheilkunde, der Notfallmedizin, der Hygiene, der Anästhesie und der Sonographie gab es regen Austausch, und es fanden nahezu täglich gemeinsame Veranstaltungen teil. Auch die in den Jahren zuvor mitgebrachten Ausrüstungsgegenstände (Instrumentenaufbereitung, Beatmungsgerät, EKG) und der im letzten Jahr gespendete Rettungswagen wurden eingesetzt und das Personal im Gebrauch geschult.
Ulrike Müller im intensiven Austausch mit den Assistenten der Notaufnahme beim Reanimationstraining für Säuglinge
Dr. Franz Köhler bespricht mit seinen Anästhesie- Kollegen verschiedene Regionalverfahren
Der Schwerpunkt unserer derzeitigen Aktivitäten liegt im Bereich der Kinderheilkunde. Der Anteil der jungen Bevölkerung in Togo ist extrem hoch (40% der Bevölkerung sind weniger als 15 Jahre alt). Dementsprechend häufig sind kindliche Notfälle und schwerste Erkrankungen in der Pädiatrie. Die Kinder kommen oft mit ausgeprägten Mangelerscheinungen wie Unterernährung, Austrocknung, Blutarmut und hohem Fieber, in den meisten Fällen als Folge der Armut und der verbreiteten Malaria.
In der Notaufnahme muss es schnell gehen, es ist Erfindungsreichtum und Geschick gefragt.
In den drei Kinderzimmern geht es eng zu: In jedem Zimmer sind vier Betten. Meist liegen drei kranke Kinder oder Säuglinge in einem Bett, dazu noch ihre Mütter. Kinderbetten gibt es nicht. So ist Hygiene nicht realisierbar.
Hier gibt es obendrein auch noch viele verschiedene regionale Sprachen. Es kommt in diesem Durcheinander sehr leicht zu Verwechslungen und Kommunikationsschwierigkeiten.
Da es keine Fachkräfte für Pädiatrie in Bassar gibt, ist der Nachholbedarf an Ausbildung und speziellem Personal ebenso offensichtlich wie die Platznot und der Mangel an kindergerechter räumlicher und materieller Ausstattung. Angesichts dieser Zustände braucht das Hospital unbedingt eine eigene Abteilung, mit geeigneten Betten und Materialien sowie spezialisierten Fachkräften. Deshalb plant der Verein Fi Bassar, mit Spenden und insbesondere mit der Unterstützung des Klinikums Nürnberg auf dem Gelände des Hospitals eine Kinderklinik zu bauen und die Ausrüstung bereitzustellen. Die Fachkräfte müssen inzwischen geschult werden, so dass sie für die Inbetriebnahme der neuen Abteilung rechtzeitig zur Verfügung stehen.
Auch außerhalb der Klinik haben wir unsere verschiedenen Aktivitäten weiterverfolgt: Wir besuchten das Waisenhaus und konnten den neuen Wasserturm für „unsere“ Berufsschule bewundern, in den mittels Solarpumpe das Wasser inzwischen hochgepumpt werden kann.
Das Büro, das Fi Bassar Togo neuerdings auch in Bassar hat, konnten wir erstmals besichtigen. Auch beim Regionalsender von Radio-Bassar wurden wir eingeladen und live interviewt.
Wir zeichneten die Schulen für ihre Fortschritte bei den Recycling - Projekten aus.
Erfreulicherweise konnten wir auch wieder mehrere Ausbildungsverträge für junge Mädchen finanzieren und abschließen, so dass inzwischen die Anzahl der geförderten Ausbildungen und Beihilfen zur Existenzgründung auf über 80 angestiegen ist.
Unser Arbeitseinsatz im Partnerhospital war wieder einmal intensiv, hilfreich und nachhaltig für ganz Bassar
